Die (ab)führende Hierarchie

Der Alltag an größeren Krankenhausern, besonders an Universitätskliniken, ist durch Hierarchie geprägt. In dieser Hierarchie gibt es - das hat einer meiner Chefärzte in der Vergangenheit spaßeshalber gesagt - die Unterscheidung zwischen "leitenden Ärzten" (Chefärzte, Oberärzte) und leidenden Ärzten (Stationsärzte, Assistenzärzte). Der Patient nimmt in dieser Zweierbeziehung quasi den dritten Platz ein - er ist das äußere Bezugsobjekt, der behandelt und besprochen wird. Schon allein dieser Sachverhalt zeigt, wie schwer eine persönliche Beziehung in solchen Situationen sein kann. Manchmal entscheidet der leitende Arzt nur anhand abstrakter Beschreibungen, ohne den Patienten je gesehen zu haben. 

Je größer der Betrieb, desto unpersönlicher funktioniert dieser. Manchmal führen die Abläufe in solchen großen Krankenhäusern zu Situationen, die schädlich für Patienten sind. Besonders Hierarchien werden so zu einem großen Problem. Stellen wir uns folgendes vor: 

Eine respiratorisch schwer beeinträchtigte Frau benötigt eine elektive Koloskopie, die jedoch aufgrund des periinterventionellen Risikos seitens der Gastroenterologie nur unter Anästhesie erfolgen kann...