Das mangelnde Vertrauen und seine Folgen

Warum Ärzte nicht immer den notwendigen Respekt erhalten

So geachtet wir als Ärzte in großen Teilen der Bevölkerung sind, ein nicht zu vernachlässigender Anteil von Patienten hat kein Vertrauen gegenüber Ärzten.

Der Druck, dem Ärzte aufgrund den Vorgaben des Gesundheitssystems ausgeliefert sind, mit geringer Vergütung für den Großteil der Patientengruppen und bei weitem nicht der Realität entsprechenden Vergütungstarifen vor allem in konservativen Disziplinen (zumindest in Deutschland), zwingt viele Ärzte dazu, dem Patienten wenig Zeit zu widmen und pro Arbeitstag möglichst viele Patienten zu behandeln. Das wiederum führt zu Überstunden und wirkt sich nachteilig auf die Psyche der Ärzte aus, was die Leistungen dieser schwächt und Fehler begünstigt.

Patienten werden so unzufriedener, ihre Meinung gegenüber dem behandelnden Arzt verschlechtert sich, ihre Compliance sinkt. Schlussendlich können sich die Patienten von den Ärzten gänzlich abwenden, was möglicherweise gravierende Schäden für ihre Gesundheit und damit wiederum auch Kosten für das Gesundheitssystem mit sich zieht.

Nicht selten hört man Aussagen wie: "Ich habe auf den Arzttermin mehrere Monate lang gewartet, dann war ich nach langer Wartezeit beim Arzt, dieser hat mich jedoch nach fünf Minuten herausgeschickt". Es kommen Meinungen auf, teilweise verschwörungstheoretischer Natur, wie

  • Den Ärzten gehe es nur um Geld.
  • Ärzte sind nur auf Profitmaximierung fokussiert.
  • Ärzte sind Marionetten der Pharmaindustrie, die deren Produkte vermarkten.

In manchen Fällen wird Ärzten unterstellt, arrogant zu sein und nicht im Sinne des Patientenwohls zu arbeiten.

Wir haben hier ein Strukturproblem, gegen das Berufsverbände wie der Hartmannbund in Deutschland oder die FMH in der Schweiz kämpfen und das ein Umdenken in der Gesundheitspolitik erfordert.

Die Gesundheitspolitik sollte verstehen, dass Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen sowohl Patienten wie auch Ärzten schaden und am Ende zu noch mehr Kosten führen könnten, schließlich wird durch solche Massnahmen der ärztliche Zeitrahmen für den Patienten kleiner.  

Empathie und das ärztliche Gespräch als wichtige Faktoren zur Vertrauensbildung und Genesung

Neben dem gesundheitspolitischen Strukturproblem existiert ein anderer Grund dafür, dass sich ein Patient von seinem Arzt abwenden kann: mangelnde Empathie. Häufig vergessen wir aufgrund oben genannter Probleme sowie bei somatisch-restriktiver Denkweise, dass der vor uns sitzende Patient ein Mensch ist mit einer eigenen, eventuell von unserem Weltbild verschiedenen Wahrnehmung der Außenwelt.

Wir sollten stets bedenken, dass für die Gesundheit jeder Mensch selbst verantwortlich ist. Der Patient und seine Gesundheit "gehören" nicht dem Arzt, der damit machen kann, was er will.

Empathie ist in der Medizin ungemein viel wert, nicht jedoch in der Gesundheitspolitik. In den Vergütungskatalogen werden interventionelle und operative Massnahmen um eine Vielfaches höher gewichtet als die klassischen klinischen Fertigkeiten der Anamnese, der körperlichen Untersuchung sowie der therapeutischen Beratung.

Man kann viel über Ärzte reden - unabhängig davon gehen die meisten Menschen zum Arzt, wenn es wirklich bei ihnen "brennt".